Albrici, Vincenzo (1631-1690)

Vincenzo Albrici wurde 1631 in Rom geboren, war dort ab 1641 Chorknabe im Jesuitenkolleg und Schüler von Giacomo Carissimi. Nach einer ersten Anstellung als Kapellmeister an der Chiesa Nuova in Rom gelangte er im Gefolge der kunstbeflissenen schwedischen Königin Christina zusammen mit Vater Domenico und Bruder Bartholomeo über die Lombardei, Deutschland und Flandern an den Königshof in Stockholm. Vincenzo Albrici erscheint in Gehaltslisten des schwedischen Königshofes als „Organista e Compositore“, Bruder Bartholomeo als „soprano non castrato“. Nachdem die schwedische Hofkapelle 1654 wegen knapper Finanzen, die auch Königin Christina zum Abdanken zwangen, aufgelöst wurde, trat er in Dresden in den Dienst des Kurfürsten Johann Georg II. 1658 folgte Vincenzo Albrici Königin Christina nach Rom, die hier zwischenzeitlich einen Hof unterhielt. Auf Reisen im Gefolge der Königin war er 1660 in Stralsund, wo ihn Johann Friedrich Alberti (1642-1700) traf und berichtet: „...durch sonderliche Fügung, den sehr berühmten Capellmeister Vincenzo Albrici, welchen die Königin Christina mit sich aus Italien gebracht hatte, sehen und kennen lernte.“ 1662 hielt er sich einige Zeit am pfalzgräflichen Hof in Neuburg an der Donau auf, 1663 reiste er nach London und wurde Hofkomponist bei König Karl II. Ein Jahr später erhielt er vom Dresdener Hof die Ernennung zum Hofkapellmeister, blieb aber noch bis 1668 in London. Seine Tätigkeit in Dresden unterbrach er für einen längeren Aufenthalt in Paris. Bis zum Jahre 1680, in dem die Hofkapelle aufgelöst wurde, blieb er in Dresden. Anschließend übernahm er das Amt des Organisten an der Thomaskirche in Leipzig, das durch den Tod Jacob Weckmanns frei geworden war. 1682 ging er als Musikdirektor an die Kirche St. Augustin in Prag, wo er vermutlich 1690 starb.

Fürstenau berichtet, dass sich Vincenzo Albrici in Dresden besonders als Kirchenkomponist ausgezeichnet habe: „Er scheint damals großen Ruf besessen zu haben, da viele Musiker nach der sächsischen Hauptstadt eilten, dort seinen Unterricht zu genießen.“ Darunter befanden sich u.a. der schon erwähnte Stralsunder Gymnasiast und spätere Domorganist zu Merseburg, Johann Friedrich Alberti, der nachmalige Leipziger Thomaskantor Johann Kuhnau und auch Dietrich Buxtehude. Noch 1926 nennt Arnold Schering in seiner „Musikgeschichte Leipzigs“ Albrici sowohl als Komponist wie auch als Spieler „einen Künstler ersten Ranges“, der neben Bontempi und Peranda in der kurfürstlichen Residenz in Dresden „eine hervorragende Rolle gespielt habe“.

Albrici komponierte angeblich ca. 100 geistliche Konzerte, ein Te Deum, mehrere Messen, ein Magnifikat, eine Litanei und 20 italienische Kammerkantaten, Instrumentalwerke, Sinfonien, eine Sonate und eine Suite. Erhalten sind davon offenbar nur gut zwei Dutzend Kompositionen, die seit 2010 im NOVO Musikverlag erstmals im Druck erscheinen.

Literatur:

Moritz Fürstenau; Zur Geschichte der Musik und des Theates am Hofe zu Dresden, Dresden 1861.